Inklusive Medienarbeit
Überblick
- 1. Inklusive Medienarbeit – Einleitung
- 2. Definition der inklusiven Medienarbeit
- 3. Inklusive Medienarbeit in Österreich – Sammlung und zeitlicher Überblick
- 4. PiratInnen - Wegbereitung für die inklusive Medienarbeit
- 5. Teilbereiche der inklusiven Medienarbeit
- 5.1. Sprache und (Nicht) Sprechen
- 5.2. Kompetenzen und Selbstbemächtigung
- 5.3. Teilhabe und Partizipation
- 5.4. Persönliche Anforderungen an die Begleitung / Unterstützung inklusiver Medienarbeit
- 5.5. Technische Anforderungen an die Begleitung / Unterstützung inklusiver Medienarbeit
- 5.6. Mediengestaltung und Medientechnik
- 5.7. (Lern-) Behinderung und psychische Erkrankung
- 5.8. Medienberufe für den 1. und 2. Arbeitsmarkt
- 5.9. Öffentlichkeit / (Selbst-) Darstellung Menschen mit (Lern-) Behinderung und/oder psychischer Erkrankung in den Medien
- 6. Fazit
- 7. Inklusive Medienprodukte – angeleitet/begleitet von StudentInnen der Sozialpädagogik der FH St. Pölten (Auswahl)
- 8. Aktuelle Masterarbeiten von Studierenden der Sozialpädagogik / FH St. Pölten
- 9. Bachelorarbeiten 2018/19 von Studierenden der Sozialpädagogik / FH St. Pölten (Auswahl)
- 10. Personen, Literatur & Quellen
1. Inklusive Medienarbeit – Einleitung
2. Definition der inklusiven Medienarbeit
2.1. Wissenschaftliche Wegbegleiter der inklusiven Medienarbeit
3. Inklusive Medienarbeit in Österreich – Sammlung und zeitlicher Überblick
Im Folgenden gebe ich einen Überblick über die recht kurze Zeitspanne der inklusiven Medienarbeit in Österreich. Dieser Überblick ist nicht vollständig.
3.1. Ein (unvollständiger) Überblick via Jahreszahlen
1995: Am Anfang war der Schleifstuhl. Ein Episodenfilm von Assista Soziale Dienste (das DORF)
OÖ Regie: Peter Auer – mit dabei ua. Martin Habacher, Frank Hoffmann
1997 – heute: Freakradio in Wien zunächst auf Mittelwelle, dann auf FM Ö1 Campusradio
1998 – 2010: Radio Insieme, die Sendung für Menschen mit Herz und anderen Störungen auf Orange 94.0
und zunächst bei Radio FRO
2002: integrativer Journalismus Lehrgang, initiiert/geleitet von Franz Joseph Huainigg & Beate Firlinger
2002 – 2007: Hartheim TV – Konzept & Umsetzung: Christian Grill
2008 – heute: Gebärdenwelt TV
2009: LOKvögel, Fische & Schmetterlinge
2011 – heute: Die Sendung mit besonderen Bedürfnissen auf Radio FRO
2011 – 2019: Mabacher TV – YouTube
2012: Kroko war`s – eine inklusive Krimikomödie, Verein Miteinander, OÖ
2012: Zitronenwasser TV / Sendung ohne Barrieren – OKTO TV
2014 – heute: NA (JA) GENAU – OKTO TV
2015 – heute: Das Leben in der Kapsel City & Campusradio St. Pölten
2015 – heute: MC Ron on air – City & Campusradio St. Pölten
2015 / 2019: 5vor12. Es wird Zeit – der Inklusivo Spaghetti Western – OKTO TV & ORF III
2015 – heute: Burny4K – YouTube
2017 – heute: Behindertensportmagazin „Ohne Grenzen“, ORF Sport +
2017 – heute: Barrierefrei aufgerollt – Orange 94.0 u.a.
2017 – heute: Radio Wissensteam – seit 2019 auf Campus- & Cityradio St Pölten
2018: Special Olympics – eine Sportreportage von Menschen, welche von der Lebenshilfe Regau / OÖ betreut werden. Begleitet / unterstützt durch Studierende der Sozialpädagogik / FH St. Pölten
2020: Oktober 2020 startet Deafies in Wonderland – first Austrian deaf podcast auf YouTube. Dieser wird von 2 gehörlosen MedienmacherInnen gestaltet und moderiert.
3.2. Eine kurze (persönliche) Geschichte der inklusiven Medienarbeit
Der erste bis jetzt bekannte – heute inklusiver – Film wurde 1995 in OÖ produziert. Am Anfang war der – auch hier war Humor neben Aufklärung bzw Sichtbarmachen von Menschen mit Behinderung eine wichtige Komponente.
Während ich in der ersten Psychiatrieausgliederungs – Wohngemeinschaft in Wien (Verein GIN – Gemeinwesen, Integration & Normalisierung) arbeitete, machte ich mit meinem damaligen Kollegen Ronald Strasser die Radiosendung Radio Insieme, die Sendung für Menschen mit Herz und anderen Störungen (ab 1998 auf Orange 94.0 in Wien). Die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Wohngemeinschaft kamen via Radiojingle zu Wort.
In Oberösterreich startete 2002 Christian Grill das „Hartheim TV“ im Institut Hartheim. Dort machten bis 2007 Menschen mit (Lern-) Behinderungen und/oder psychischer Erkrankung selbst Fernsehprogramm, welches hausintern im Institut Hartheim via Kabel in alle Zimmer gesendet wurde. Menschen mit (Lern-) Behinderungen und/oder psychischer Erkrankung wurden zum Beispiel mit Mikrofon und Kamera los geschickt, um selbstständig Straßeninterviews am Linzer Hauptplatz zum „Wert des Lebens“ zu machen (für eine Ausstellung im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim). Das Institut – Wohnheim Hartheim befindet sich neben dem Schloss Hartheim.
Ich lernte Hartheim TV 2003 kennen, als ich als Workshop – Co Leiter (Radio- und Filmemacher) zu Menschen mit (Lern-) Behinderungen nach Alkofen / OÖ – ins Institut Hartheim eingeladen (von Johanna Tatzgern, Kunstprojekt PUZZLE) wurde. Dort arbeitete ich an einem Wochenende mit Menschen mit (Lern-) Behinderung an Radio- und Videoprodukten. Für mich persönlich war das Erlebnis mit einem ca. 30 jährigen Mann sehr eindrucksvoll, der – als wir Radio machten – nonverbal ins Mikrofon lautierte und sich diese Aufnahme anschließend immer und immer wieder, mal laut, mal leise anhörte. Er war ganz fasziniert von seiner eigenen Stimme.
Parallel dazu wurde mir eine DVD von Hartheim TV gezeigt, in der Interviewszenen zu sehen waren. Auffällig waren die Wiederholungen der Fragen des Reporters, die mir durch meine Arbeit als Betreuer in der ersten Psychiatrieausgliederungs – Wohngemeinschaft sehr vertraut waren. Der Reporter stellte immer wieder dieselbe Frage, obwohl er schon mehrmals dieselbe Antwort darauf bekam. Dies faszinierte mich. Eine Person mit „geistiger Behinderung“ (damalige Bezeichnung) in einem anderen bekannten Kontext: ein TV Reporter befragt eine Person auf der Straße. Die Person mit geistiger Behinderung (damalige Bezeichnung) bekam für mich so eine ganz andere Bedeutung.
2008 startete das TV von gehörlosen Medienmacherinnen und Medienmachern im Internet: Gebärdensprache TV. Eine Nachrichtensendung in Gebärdensprache. Vom Leben und Alltag gehörloser Menschen – in humorvoller und seriöser Form – möchte Deafies in Wonderland erzählen.
In größerem Rahmen habe ich inklusive Medienarbeit erstmals beim Verein LOK (Leben ohne Krankenhaus) umgesetzt. Gemeinsam mit Kollegen Alfred Wetzelsdorfer leiteten wir ein inklusives Medienprojekt mit KlientInnen des Verein LOK´s an, einen Film zumachen. Wie gehe ich mit Kamera und Mikrofon um, was interessiert mich selbst zu zeigen? Daraus wurde die Kinodoku LOKvögel, Fische & Schmetterlinge (2008/09). 2014 startete ich die TV Sendung NA (JA) GENAU – OKTO TV und 2015 den Italowestern 5vor12. Es wird Zeit, der auf OKTO TV ausgestrahlt wurde und 2019 auf ORF III gezeigt wurde.
Radio FRO – Freies Radio Oberösterreich – versuchte schon sehr früh, selbst gestaltete Radiosendungen von Menschen mit (Lern-) Behinderung/en zu ermöglichen. Radio FRO entwickelte und arbeitete u.a. ständig an barrierefreien Produktionsmöglichkeiten. Zur Zeit besitzt es das einzige (selbst entwickelte) barrierefreie Radiostudio in Österreich. Die dort entstandenen Radiosendungen sind zum Beispiel die Sendung mit besonderen Bedürfnissen oder das Radio Handycap.
In Oberösterreich gestaltete der Verein Miteinander 2012 den ersten inklusiven Krimi Österreichs Kroko wars und auf OKTO TV ging 2012 die erste TV Sendung Zitronenwasser on air, welche ab 2014 in die Sendung ohne Barrieren umbenannt wurde. Diese Sendereihe – initiiert und gestaltet von Ernst Spießberger / Zitronenwasser Social Art Movie – finanziert sich durch wechselnde AuftraggeberInnen und GestalterInnen aus dem Bereich der Behindertenarbeit & -betreuung und ähnlichen Institutionen oder Personen.
Martin Habacher, der später durch seine humorvollen Beiträge auf YouTube mit seinem Channel habacher TV (Ability-Checks u.a.) bekannt wurde, war einer der ersten Moderatoren dieser Senderreihe. Martin Habacher ist 2019 nach kurzer schwerer Krankheit viel zu früh verstorben. Er war mit einem humorvollen TV Format am Sprung zum ORF. Die Pilotsendung wurde auf seiner Gedenkfeier gezeigt. In Niederösterreich startete beim freien Radio St. Pölten 2015 Das Leben in der Kapsel und MC Ron on air. Menschen mit Lernbehinderung, mit psychischer Erkrankung bekamen/bekommen dort die Möglichkeit, mit/ohne Begleitung selber eine Radiosendung zu gestalten und on air ins Sprechen zu kommen. Die Begleitung übernahmen Radioprofis wie Anna Michalski. Initiiert und begleitet von Alois Huber und Simon Olipitz u.a. vom freien Radio City & Campusradio St. Pölten, der FH St. Pölten und COMMIT – Community Medien Institut für Weiterbildung, Forschung und Beratung. Der Anspruch war/ist kein psychologischer, pädagogischer oder ähnlicher. Der Anspruch ist, die Gestaltung einer Radiosendung zu ermöglichen und der/die Moderatorin und dem Moderator nach ihren Möglichkeiten und Wünschen sprechen zu lassen. Ganz im Sinne der Grundidee des freien Radios. Partizpation jeder gesellschaftlichen Gruppe soll auch via Radio möglich sein.
Eines der jüngsten inklusiven Medienproduktionen ist das Radio Wissensteam aus einer Werkstätte des ÖHTB beim City & Campusradio St. Pölten oder auch die Sendereihe Barrierefrei aufgerollt auf Orange 94.0 in Wien (u.a. freie Radiosender) von Bizeps. Während Bizeps sich schon viele Jahre sehr aktiv mit Fragen zu Barrierefreiheit und ähnlichen Themen beschäftigt, erarbeiten beim Radio Wissensteam Menschen mit (Lern-) Behinderung, gemeinsam mit ihrem Betreuer Georg Gegenhuber wöchentlich die Radiosendung Radio Wissensteam. Auch hier gibt es Erfahrungsberichte, dass durch das Machen dieser Radiosendung, einige MacherInnen vermehrt ins Sprechen kommen. Der Akt des „ins Mikrofon Sprechen“ ist motivierend, erzählt (sinngemäß) Georg Gegenhuber, Betreuer und Initiator der Sendung.
Beim Behindertensportmagazin Ohne Grenzen ORF Sport + moderiert seit 2017 Miriam Labus die Sendung. Sie ist eine Moderatorin im Rollstuhl. Auf YouTube ist seit Burny 4K seit 2015 aktiv. Er moderiert humorvoll und kritisch Themen rund um den Alltag mit Behinderung.
Seit 1998 bzw. 1997 wurde einiges in Bewegung gesetzt. Es sind inklusive Radio- und TV Sendungen und Filme produziert worden, welche bis dahin vermutlich nicht mal denkbar waren. Aus meiner persönlichen Sicht ist dennoch nach wie vor wie vor das größte Hindernis die Barriere im Kopf. Und zwar bei allen Personengruppen unserer Gesellschaft. Darum erscheint mir wichtig, weiterhin solche Formate in alle Genres zu produzieren und regelmäßig zu verbreiten.
Dies ist kein vollständiger Überblick. Dieser ist aus meiner persönlichen, praktischen Arbeit heraus gesehen und gesammelt worden. Er dient dazu, ein ungefähres Gefühl dafür zu bekommen, wie und wann sich inklusive Medienarbeit in Österreich entwickelt hat. Gerne Infos, Korrekturen & Anregungen an mich: ernst.tradinik@menschenundmedien.at
4. PiratInnen - Wegbereitung für die inklusive Medienarbeit
5. Teilbereiche der inklusiven Medienarbeit
5.1. Sprache und (Nicht) Sprechen
Durch die regelmäßige Arbeit an inklusiven Medienprodukten kann die Lust am Sprechen, die Lust sich neue Wörter oder Sätze anzueignen, sich selbst zu hören und ähnl. gesteigert werden. So meine bisherige Erfahrung.
Warum dies so ist, weiß ich (noch) nicht. Es ist vielleicht das Setting, welches das vermehrte Sprechen interessant macht. Es ist vielleicht das Wissen, dass dieses Sprechen ins Mikrofon dazu gemacht ist, um von anderen gehört zu werden. Oder weil man, wie im obigen Beispiel, sich dann selber hören kann. Für manche, so konnte ich beobachten, ist es die Technik, die das Sprechen interessant macht. Also das Mikrofon, das Mischpult, das Studio etc. Für manche ist es der Akt des Sprechens, des Kommunizieren selbst, der hier einen neuen Platz bekommt.
Die inklusive Medienarbeit kann auf Wissen aus anderen wissenschaftlichen oder Arbeitsdisziplinen zugreifen. Die Logopädie kann hier einiges beitragen, zum Beispiel zum Verständnis, warum eine Person bestimmte Wörter nicht (aus) spricht? Ebensolches kann die Sprachwissenschaft oder die Psychoanalyse beitragen. Warum wird etwas gesprochen und anderes nicht? Oder manches immer wieder? Und wie kann man damit als BegleiterIn / UnterstützerIn eines inklusiven Medienproduktes damit arbeiten.
5.2. Kompetenzen und Selbstbemächtigung
Ich beginne sehr gerne ohne jeglicher Vorinformation mit einer Gruppe zu arbeiten. So komme ich eher zu individuellen Kompetenzen und Interessen, weil ich nicht mit einem vermeintlichen Vorwissen an die Personen herantrete. Welche Kompetenzen hat eine Person? Wofür schlägt das Herz? Wofür begeistert sich eine Person? Was kann alles frei gestaltet werden? Oder braucht es eher engere und klare Strukturen, um zu einem Wohlbefinden beim Arbeiten zu kommen?
Sind es (journalistische) Tätigkeiten wie Recherche, das Sprechen, das Fragen, das interviewen von Menschen oder die Bedienung eines Computers, einer Kamera, eines Aufnahmegerätes? Ist die Bildgestaltung anziehend oder das Kontrollieren des Audiopegels? Ist jemand gern vor oder hinter der Kamera? Wird ein Thema lieber mit Humor oder Seriosität aufbereitet? Das sind mögliche Fragen, welche auf Kompetenzen schließen lassen, denen nachgegangen kann und um dies herum man ein Arbeitsfeld aufbereiten kann.
Die Person soll über die Umsetzung von eigenen Kompetenzen ins Handeln kommen. Und falls nötig – weil noch nicht erfahren – die Erfahrung der Selbstbemächtigung machen. Mit der Selbstbemächtigung setzte sich Lukas Adler in seiner Bachelorarbeit (FH St Pölten / Sozialpädagogik 2018) auseinander.
5.3. Teilhabe und Partizipation
Wie Partizipation in einem inklusiven Medienprojekt von/mit Menschen mit Lernbehinderungen gelebt bzw umgesetzt werden kann, damit setzte sich Ralf Gröger in seiner Bachelorarbeit auseinander. Das Studierendenteam der Sozialpädagogik der FH St. Pölten begleitete / unterstützte ein Team aus einer Tageswerkstätte der Lebenshilfe in Regau / OÖ. Zunächst wurde ein Einführungsworkshop in Kamera- und Audiotechnik gegeben und das freiwillig selbst gewählte Team aus der Werkstätte Regau in OÖ machte eine Reportage über die dort ausgetragenen Special Olympics (FH St Pölten/Sozialpädagogik 2018). Die Gruppe der Studierenden begleitete und unterstützte das Team bei ihrer Tätigkeit als SportreporterInnen.
5.4. Persönliche Anforderungen an die Begleitung / Unterstützung inklusiver Medienarbeit
Eine Voraussetzung dafür ist, dass klar sein muss, dass grundsätzlich alles sagens- und sendenswert ist. Es gibt kein richtiges oder falsches Sprechen. „Babababa“ ist sagenswert, wenn das jemand in seiner Sendung in die Kamera, in das Mikrofon sagen möchte (Tradinik 2019). Das darf nicht unterbunden werden. Damit soll gearbeitet werden. Man wird sehen, wohin der Weg führt. Der/die ZuseherIn muss sich an das Produkt anpassen.
Das heißt, Selbstreflektion ist ein sehr wichtiger Bestandteil der inklusiven Medienarbeit. Die unterstützenden begleitenden ExpertInnen sollen sich selbst in irgendeiner Form immer wieder überprüfen, sich selbst fragen, was sie denn nun genau tun? Unterstützen sie die Person in ihren Ideen, unterstützen und begleiten sie die Umsetzung eines bestimmten Formates oder setzen sie eigene Ideen um? Setzen sie durch, wie Fernsehen, Radio oder ähnl. zu sein hat oder begleiten / unterstützen sie eigene Ideen und Vorstellungen der MedienmacherInnen?
Welche Instrumentarien kann man zur Verfügung stellen, um zu gewährleisten, dass kein Machtmissbrauch während der Arbeit geschieht? Mit Machtmissbrauch meine ich hier, dass nicht auf Interessen oder Wünsche der Medienmacher und Medienmacherinnen gehört werden, sondern eher das umgesetzt wird, was die Begleiter und Begleiterinnen eines inklusiven Medienprojektes für gut befinden. Also wie kann z.B. größtmögliche Transparenz bei der Formatwahl u.a. gewährleistet werden? Das sind wichtige Fragen dieses Teilbereiches.
5.5. Technische Anforderungen an die Begleitung / Unterstützung inklusiver Medienarbeit
5.6. Mediengestaltung und Medientechnik
Dieser Bereich beschreibt die nötigen Unterrichtsfächer. Fächer wie Moderation, Kamera, Licht, Bildgestaltung, Audiotechnik u.v.a. Was es braucht, ist eine Aufbereitung, um barrierefreien Zugang bzw Unterricht zu ermöglichen:einfache Sprache, unterstützte (technische) Kommunikation, Gebärdensprache, Braille u.a.
5.7. (Lern-) Behinderung und psychische Erkrankung
Welche (Lern-) Behinderungen und psychische Erkrankungen gibt es? Fokus im Aufbereiten dieser Infos sind Menschen, welche unter Umständen noch nie mit diesen Personengruppen zu tun hatten. Aber auch für die Gruppe der begleitenden unterstützenden ExpertInnen sind diese Infos wichtig. Bzw. auch Fragen, dass, selbst wenn es eine genaue Diagnose vorhanden ist, dies noch keine große Aussagekraft haben muss.
5.8. Medienberufe für den 1. und 2. Arbeitsmarkt
5.9. Öffentlichkeit / (Selbst-) Darstellung Menschen mit (Lern-) Behinderung und/oder psychischer Erkrankung in den Medien
Wenn Menschen mit (Lern-) Behinderung und/oder psychischer Erkrankung vor der Kamera oder am Mikrofon arbeiten, ermöglicht dies ZuseherInnen und -hörerInnen einen Einblick in diese Personengruppe. Was u.a. zur Erkenntnis führen kann, dass diese Menschen ebenso divers sind, wie alle anderen.
Das eigenständige Produzieren würde endgültig das mediale Abbild eines Bittstellers oder bedürftigen Menschen ablösen. So werden/wurden Menschen mit (Lern-) Behinderung gerne im TV gezeigt oder thematisiert (Vgl. Pernegger, Maria 2015 oder Huainigg, Franz Joseph, wissenschaftliche Begleitung: Volker Schönewiese: Schicksal täglich. Zur Darstellung behinderter Menschen im ORF).
Wie sich die Sicht von ZuseherInnen eines inklusiven Medienproduktes verändern kann, schreibt Michael Fussi in seiner Bachelorarbeit: Mediale Darstellung von Menschen mit Behinderung in einem Projekt der Inklusiven Medienarbeit aus Sicht von Zuseher/innen und auch Bianca Weiland: Die Wahrnehmung von inklusiver Medienarbeit aus Sicht der ZuseherInnen (FH St Pölten/Sozialpädagogik 2018).
6. Fazit
Wie wird gewährleistet, dass das freie Sprechen / nonverbales Kommunizieren unterstützt wird? Oder ein Sprechen / nonverbales Kommunizieren unterstützt wird, welches ein bestimmtes Genre (Radio- und TV Format und ähnl.) umsetzen möchte?
Was erwarten sich die Menschen mit (Lern-) Behiderung und/oder psychischer Erkrankung selbst? Damit setzte sich Ingrid Hinterreithner in ihrer Bachelorarbeit auseinander: „Erwartungen von Menschen mit Beeinträchtigungen an ein inklusives Medienprojekt“ (FH St. Pölten/Sozialpädagogik 2018).
Bis es selbstverständlich sein wird, dass Medienprodukte von Menschen mit (Lern-) Behinderungen und/oder psychischer Erkrankung mit oder ohne Begleitung / Unterstützung von sozialpädagogischen u.a. ExpertInnen, in TV (und ähnlichen Sendern) oder Radiosendern zu hören und zu sehen sein werden, da sind noch einige Schritte zu gehen, bzw einige Barrieren in den diversesten Köpfen abzubauen.
Ich denke aber, dass dies nicht mehr aufzuhalten sein wird. Schon allein das Internet und die freien Sender machen klar, dass diese Formate wichtig sind und gesehen und gehört werden. Auf dem Weg dorthin kann das Wissen über inklusive Medienarbeit in den aufgezeigten Teilbereichen weitere inklusive Medienprojekte unterstützen. Wie setze ich inklusive Medienprodukte um? Was braucht es, damit es dazu kommt? Wer hat was davon? Was gilt es bei der Anleitung und Unterstützung zu beachten? Welche Technik braucht es für bestimmte Personengruppen? Wie kann man diese Technik modifizieren? Ich denke, dass der technische Bereich jener sein wird, der als erstes viel Geld in die Hand nehmen wird, das Technik so gestaltet wird, dass diese barrierefrei ist. Wie kann man Menschen mit oder ohne (Lern-) Behinderungen und/oder psychischer Erkrankung dabei unterstützen, ihre Ideen umzusetzen? Und auch den Mut hat, neue Formate zu entwickeln oder sich an vorhandenen Formaten versucht, und diese ohne Selbstzweifel umsetzt.
7. Inklusive Medienprodukte – angeleitet/begleitet von StudentInnen der Sozialpädagogik der FH St. Pölten (Auswahl)
- Radio: Ideen sind Gedanken der Schöpfung – wir alle haben sie (Natalia Lehner, Gregor Wallner & Christina Damböck)
- TV: Love Talk – die Talk Show (Tanja Hornbacher, Lisa Schuster & Sonja Simon)
- TV: Sport Reportage über die Special Olympics 2018 (Ingrid Hinterreithner, Irene Nußbaumer,Ralph Gröger, Lukas Adler, Romana Vötsch)
- Inklusiver Werbespot Bäckerei: Lena Fian, Barbara Leeb, Birgit Rosner & Julia Ulreich
- Aus geplanten You TuberInnen Videos wurde – wegen des Maßnahemen der Corona Pandemie – eine filmische Begleitung der ProtagonistInnen. So entstand ein filmisches Portrait über die Protagonisten und Protagonistinnen und ihrer Möglichkeiten, mittels (technisch) unterstützter Kommunikation mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Von: Theresa Bitrol, Michael Kneidinger & Ulrike Kreuzbichler
8. Aktuelle Masterarbeiten von Studierenden der Sozialpädagogik / FH St. Pölten
- Lukas Adler, Ralph Gröber & Irene Nußbaumer: Inklusive Medienarbeit – Was bringts? Was bewirken Projekte inklusiver Medienarbeit mit Menschen mit Behinderung – am Beispiel eines selbst konzipierten Medienprodukts von Menschen mit Behinderung?
- Lena Fian, Barbara Leeb, Birgit Rosner & Julia Ulreich: Inklusiver Werbespot für eine Bäckerei. Wie wird Diversität im Kontext (Lern-) Behinderung in einem Werbespot wahrgenommen?
- Theresa Bitrol, Michael Kneidinger & Ulrike Kreuzbichler: Inklusive Medienarbeit als Weg zu barrierefreier Kommunikation und gesellschaftlicher Aufklärung. Wie wird ein Kurzfilm mit ProtagonistInnen, die körperliche und/oder kognitive Beeinträchtigungen und kommunikative Einschränkungen haben, wahrgenommen?
- Tanja Hornbacher, Lisa Schuster & Sonja Simon: Love Talk (Talkshow) – Wie gestaltet sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Sozialpädagogik, Medientechnik und Menschen mit Behinderung?
- Natalia Lehner, Gregor Wallner, Christina Damböck: Welchen Nutzen und Funktion haben inklusive Medienarbeit für KünstlerInnen mit (Lern-) Behinderung und/oder psychischer Erkrankung?
9. Bachelorarbeiten 2018/19 von Studierenden der Sozialpädagogik / FH St. Pölten (Auswahl)
- Adler, Lukas: Selbstbemächtigung durch inklusive Medienarbeit. St. Pölten, 2018
- Damböck, Christina: Ein Projekt inklusiver Medienarbeit aus Sicht der teilnehmenden Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung. St. Pölten, 2018
- Gröger, Ralph: „Brücken bauen“ – Herausforderungen und Partizipationsmöglichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigung. St. Pölten, 2018
- Eggenberger-Wengust, Andrea: Humor in der inklusiven Medienarbeit. St. Pölten, 2019
- Fussi, Michael: Mediale Darstellung von Menschen mit Behinderung in einem Projekt der Inklusiven Medienarbeit aus Sicht von Zuseher/innen. St.Pölten, 2018
- Hinterreithner, Ingrid: Erwartungen von Menschen mit Beeinträchtigungen an ein inklusives Medienprojekt. St. Pölten, 2018
- Schuh, Sabrina: Möglichkeiten einer Kochshow für Menschen mit Lernbehinderung. Ergebnisse eines inklusiven Medienprojektes. St. Pölten, 2019
- Nußbaumer, Irene: Brücken Bauen – Herausforderungen von Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen bei einem Projekt inklusiver Medienarbeit. St. Pölten, 2018
- Weiland, Bianca: Die Wahrnehmung von inklusiver Medienarbeit aus Sicht der ZuseherInnen. St. Pölten, 2019
- Weiser-Belounas, Sophie: Aspekte der Diversität im Projekt „Inklusive Medienarbeit“ mit Menschen mit Unterstützungsbedarf. St. Pölten, 2019
10. Personen, Literatur & Quellen
10.1. Talk Show „Love Talk“
- Moderation: Silvia Oblak,
- Gäste: Michaela Höss, Christine Schmid & Andrea Schremser.
- Regie: Helene Sorger, Bildmischung &
- Technik: Barbara Fuchs,
- Ton: Christian Ausserer,
- Technische Leitung: Maximilian Hebrank,
- Licht: Elisabeth Ehrenhauser,
- Kamera: Johannes Arnold, Alexander Jarmic, Simon Kofler & Tanja Ploner,
- Kamerakind: Janine Hornicek-Vogel,
- Grafik: Christian Schulz,
Postproduktion: Camilla Sporrer, - Making Of Assistenz: Pierre Luigi Gasciarino,
- Produktion: Adam El Hamalawi,
- (sozialpädagogische) Redaktion: Tanja Hornbacher, Lisa Schuster & Sonja Simon
10.2. Literatur
- Bosse, Ingo; Jan Rene Schluchter & Isabel Zorn (Hrsg): Handbuch Inklusion und Medienbildung. Weinheim Basel, 2019.
- Huainnigg, Franz Joseph; gem. mit Volker Schönwiese: Schicksal täglich – Zur Darstellung behinderter Menschen im ORF. Wien, 1996.
- Hubner, Sabine: Barrierefreie Radiomoderation: Eine Erhebung des Ist-Standes der freien Radios in Österreich. St. Pölten, 2018.
- Jungwirth, Christian: Partizipatives nichtkommerzielles Community TV im Medienwandel des 21. Jahrhunderts. Wien, 2017.
- Pernegger, Maria: Menschen mit Behinderungen in österreichischen Massenmedien. Jahresstudie 2016/16
- Schön, Sabrina: Medienarbeit und Inklusion (2018): Was Ernst Tradinik mit Menschen und Medien macht: https://www.medienpaedagogik-praxis.de/2018/03/27/medienarbeit-und- inklusion-was-macht-eigentlich/ (Abrufdatum: 06.05.2020).
- Rölleke, Renate; Schill, Wolfgang (Redaktion): Inklusion und Medienbildung. 2018
- Schwarzwald, Helga (aufbauend auf einen Text von Hirner, Wolfgang): Entwicklung der freien Radios in Österreich
- Swertz, Christian: Medienpädagogik. Wien, 2015.
- Tradinik, Ernst (2015): Menschen & Medien. Ein Erfahrungsbericht. In: Merz Medien + Erziehung. Zeitschrift für Medienpädagogik. 3/2015. 59. Jahrgang. S. 65-71. München, 2015.
- Tradinik, Ernst: Medienberufe für Menschen mit Beeinträchtigung. In: Merz Medien + Erziehung. Zeitschrift für Medienpädagogik. 5/2019. 59. Jahrgang. S. 55 -59. München, 2019.
- Tradinik, Ernst: 5 vor 12. Es wird Zeit. In: Kultur als Rezept 1.19. IG Kultur Österreich, Kooperation mit dem Bundeskanzleramt. S. 21 – 24. Wien, 2019.
10.3. Im Artikel genannten Personen
- Grill, Christian Mag (FH) (Hartheim TV 2002 – 2007)
- Hausjell, Fritz Ao. Univ. Prof. Dr.
- Huber, Alois DSA (Mag) FH
- Huainigg, Franz Joseph Mag. Dr.
- Jungwirth, Christian Mag. Dr.
- Firlinger, Beate
- Frotschnig, Alois FH Prof. Dipl. Ing. Dr.
- Michalski, Anna
- Olipitz, Simon, Mag. BA
- Örtel, Lars FH Prof. Dipl. Ing.
- Schwarzwald, Helga Dr.in
- Wetzelsdorfer, Alfred
10.4. Inklusive Medienarbeit - KollegInnen auf der FH St Pölten
- Binder, Susanne Mag. Dr.in
- Nagy, Andrea Dr.in
- Renner, Patricia BA MA
10.5. Quellen
- Institut Hartheim
- Integrativer Journalismus Lehrgang, InitiatorInnen: Franz Joseph Huainigg, Fritz Hausjell & Beater Firlinger
- Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim
- UN Konvention für Menschen mit Behinderungen